Krise: Die Wissenschaftlerin Prof. Dr. Schuchardt zeigt auf, wie optimales Krisenmanagement funktioniert – so, dass Menschen „Glück“ erleben
Dieses Foto und weitere Fotos gehören nicht zu dem hier
benannten Buch von Erika Schuchardt – sie sind von mir ergänzend ausgewählt
worden. LCA
Liebe
Leserin!
Lieber Leser!
Während ich hier an Sie schreibe, bin ich noch ohne
Internetzugang. Viel Wasser, kein Strom, kein Licht, kein Trinkwasser, dafür
Schlamm und immer wieder: Wasser. Das hat in den letzten Tagen unser Leben
bestimmt – und so auch meins.
Ich schreibe in der Hoffnung, dass ich diese Gedanken
bald online stellen kann. Sie basieren auf den Erlebnissen von Tausenden von
Menschen, die „eine Krise“ erlebt haben: Eine Krise mit dem Verlust der eigenen
Gesundheit, dem Verlust der Familienmitglieder, der Arbeit. Krankheit, teilweise
in der Nähe zur Unheilbarkeit, in der Nähe zum Tod – es sind existenzielle Grenzerfahrungen.
Es sind Erfahrungen, die auch Sie so oder so ähnlich gerade erlebt haben und
oder noch erleben.
Wie Menschen Grenzerfahrungen erleben, wie sie wieder
Licht am Ende des Tunnels sehen können, ja wie sie sogar zu einem glücklichen
Leben kommen – davon berichtet die Forscherin Erika Schuchardt in ihren
Krisen-Büchern, die von vielen Menschen in der Wissenschaft als „Meilenstein“,
als „wichtige Grundlage“ oder als „Modell der Verarbeitung von
Grenzsituationen“ (1), (3) geschätzt werden. Eines ihrer Basisbücher ist mit
einem Literaturpreis ausgezeichnet worden.
Die Wasser-Katastrophen im Juli 2021 in
Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern, Sachsen; Österreich, den
Niederlanden, Belgien und Luxemburg erinnern mich an Gespräche, die ich in den Jahren
zwischen 1990 und 2000 mit der Bildungsforscherin Professorin Dr. Erika
Schuchardt in Deutschland, Österreich und Spanien geführt habe. Diese Gespräche
beleuchteten die unterschiedlichen Aspekte und Hintergründe der von Schuchardt
definierten „8 SPIRALPHASEN“ in Krisen vor dem Hintergrund ihrer empirischen
Forschungsarbeiten: Krisenverarbeitung als Lernprozess (2). Das mir hier
vorliegende, von Schuchardt handsignierte Werk, lässt darauf schließen, dass
ich diese Informationen teilen darf. Schuchardt schreibt und definiert das
Buch, aus dem ich hier zitiere, als einen „Schlüssel für unser Leben“. (Ostern
1997)
Das „Teilen“ habe ich bereits seit dem Jahr 2000 getan: In Seminaren, Vorträgen und in Einzelberatungen: Im Westerwald, in Worpswede, an der Nordsee, auf Rügen, in Salzburg, Washington, D.C., Grenada/Karibik, Ägypten und an vielen weiteren Orten.
Hier konzentriere ich mich auf die Wiedergabe der „8
Spiralphasen“, damit Sie als Leserin und als Leser aus den betroffenen Krisen-Gebieten
für sich selbst und für ihre Angehörige, ihren Freundeskreis und ihren
Kollegenkreis schauen können, ob Sie einen Nutzen daraus ziehen wollen.
Um es klar auszudrücken: Wer eine Krise erlebt und die einzelnen Spiralphasen durchläuft, kann mit einem „Glück“ belohnt werden, dass die „alten Griechen“ Eudaimonie nannten und dass als sinngebend bekannt ist.
Dies wird freilich erst dann erreicht – so Schuchardt –
wenn der Mensch, der die Krise erlebt – „angemessen begleitet wird“. Die
Begleitung kann durch einen Menschen erfolgen aus dem Kontext der Kirchen, aus
der Psychologie, Soziologie, Pädagogik, Philosophie und oder der Medizin. Dies
kann auch ein naher Angehöriger, ein Freund oder eine Freundin sein.
Hier nun der wörtliche Text der 8 Spiralphasen:
http://www.prof-schuchardt.de/
„1.3 Krisenverarbeitung als Lernprozess in acht
Spiralphasen
Das Ergebnis der nachfolgenden Untersuchungen ist die
Aufdeckung der Struktur eines Lernprozesses Krisenverarbeitung, der zunächst
idealtypisch in seinem Phasenverlauf vorgestellt werden soll, bevor er anhand
von Biographien im Einzelnen dargestellt werden wird. Die Bezeichnung der
Phasen erfolgt unter zwei Gesichtspunkten, dem des spontan-verbalen Aus-drucks,
jeweils in direkter Rede der Situationsdefinition, z.B. „Warum gerade ich?“,
und dem des kognitiv-emotionalen Ein-drucks in seiner Zustandsbefindlichkeit
der Deutungsmuster der Betroffenen, z. B. der „Aggression“. Aus der Bezeichnung
soll deutlich werden, dass der Lernprozess Krisenverarbeitung kein
ausschließlich kognitiver, durch Diagnose erfassbarer, sondern gleichweise ein
affektiver, aus Deutungen lebender ist. Als solcher lässt er sich darum weniger
nach dem klinisch psycho-diagnostischen Ansatz, also nach jenen Merkmalen und
Symptonen, die eine Person hat, beschreiben, als vielmehr nach dem
interaktions-theoretischen orientierten Ansatz, der gegensätzlich dazu stärker
betont, wozu eine Person was in verschiedenen Lebenssituationen intendiert bzw.
sinngeleitet tut. Die interaktionstheoretisch orientierte Phasendarstellung im
Lernprozess Krisenverarbeitung versucht, solche sichtbaren und unsichtbaren,
verbalen, nonverbalen und paraverbalen Interaktionen des Betroffenen in
spezifischen Situationen zu erfassen. Darin kann sie dem Phänomen der Krise
angemessen entsprechen, insoweit sie das menschliche Verhalten
mehrdimensionaler, komplexer ansieht, nicht mehr nur allein durch die
Fähigkeiten, aus der früheren Lerngeschichte bestimmt, sondern gleicherweise
durch die aktuell vorausgegangen oder die nachfolgend antizipierten Handlungen.
(…)
Bei der Analyse der Biographien stellte sich heraus,
dass die Krisenverläufe in aller Regel nach bestimmten, immer wiederkehrenden
Spiralphasen abliefen. Als solche lassen sie sich als Mechanismen zur
Verarbeitung extrem schwieriger Situationen erkennen, die ein Mensch zu
durchleben hat, wenn ihn eine Kreise, eine unheilvolle Nachricht
betrifft-Ferner war bemerkenswert, dass auch die Reihenfolge dieser
Spiralphasen meist dieselbe war, sie alle wirken allerdings über
unterschiedlich lange Zeiträume, lösen einander oft ab existieren aber auch
neben- und miteinander. Als bedeutsam für die Krisenverarbeitung erwies sich
die lückenlose Vollständigkeit der Phasen innerhalb des gesamten
Prozessverlaufs. Weiter konnte festgestellt werden, dass ein Zusammenhang
besteht zwischen lückenlosem vollständigem Phasenverlauf als ‚angemessener‘
Krisenverarbeitung der der Tendenz zur sozialen ‚Integration‘ oder lückenhaftem
unvollständigem Phasenverlaus als ‚unangemessener’ Krisenverarbeitung und der
Tendenz zur sozialen ‚Isolation‘. (…)
Wenn sich nachweisen lässt, dass sich Krisenverläufe
trotz ihres individuellen Verlaufs als objektivierbare Prozessstrukturen
erkennen lassen, dann kann das unser pädagogisches Handeln stark beeinflussen.
Krisenverläufe selbst können dann zum Lerngegenstand erhoben werden. Diese
Grundannahme: Krisenverarbeitung als operationalisierbarer Lernprozess bedeutet
für die didaktisch-methodische Planung von Lernprozessen Behinderter und
Nichtbehinderter vom Elementar- bis Quartärbereich, dass einzelne
Lernzielentscheidungen zur Krisenverarbeitung getroffen werden können und
dementsprechende methodische Maßnahme der „Krisenprävention“ oder
„Krisenintervention“ verfügbar werden, um Krisenverarbeitung als Lernprozess
auf dem Weg zu sozialen Integration zu erreichen, d.h. sie lernbar und lehrbar
werden zu lassen und sie zu institutionalisieren.
Darüber hinaus ist ein gravierendes und unübersehbares
Ergebnis der Biographienanalyse das Fehlen jeglicher Bereuung, Beratung oder
gar Begleitung, das von allen Biographen ausnahmslos als Mangel erlebt,
dargestellt und als Defizit beklagt wurde und bei einigen in konkrete
Veränderungs-Vorschläge einmündete. Jeder Biograph musste, autonom auf sich
verweisen, seinen Lernweg Krisenverarbeitung neu suchen. So wird überraschend
deutlich, dass das die Biographen leitende Motiv ihre nachzuholende oder
darzustellende Krisenverarbeitung selbst ist. Der Biograph sucht im Leser den
fiktiven Ersatz-Begleiter zur Krisen-Selbstreflexion und bietet sich zugleich
mit diesem seinem Krisenverarbeitungs-Reflexionsergebnis als stellvertretender
Prozessbegleiter an. Eine Bilanz aller Analysen zeigt übereinstimmend zu den
vorgenannten Forschungsergebnissen Hambitzers. Osujis und der Stiftung
Rehabilitation, dass es nur wenige angemessene Prozessverläufe gegenüber einer
Vielzahl überwiegend unangemessene Prozessverläufe gegenüber einer Vielzahl
überwiegend unangemessener wie unzumutbarer Prozessverläufe zur Krisenverarbeitung
gibt. So lassen sich folgende drei Arten von Prozessverläufen zur
Krisenverarbeitung erkennen:
-
1. angemessene Krisenverarbeitung als
lückenloser vollständiger Lernprozessverlauf: vom Betroffenen als soziale
Integration erfahren,
-
2. unangemessenere Krisenverarbeitung als
lückenhafter unvollständiger Lernprozessverlauf: vom Betroffenen als soziale
Isolation erlitten,
-
3. Experimentierende Krisenverarbeitung als
umwegirrender vollständiger Lernprozessverlauf: vom Betroffenen als soziale
Integration erkämpft.
Um unterschiedliche Lernprozessverläufe aus dem Konext
von Lebenswelten Betroffener auf deren Deutungsmuster hin zu analysieren, ist
es in einem ersten Schritt erforderlich, den Lernprozess Krisenverarbeitung an
seinem Spiralphasenverlauf idealtypisch darzustellen. Das geschieht nachfolgend
unter Einbeziehung exemplarischer Beispiele sowie pädagogischer Anmerkungen zur
Intervention.
1.3.1 Spiralphase 1: Ungewissheit
Am Anfang steht das Chaos, der Schock. Der
Krisenauslöser, eine Nachricht, ein Ereignis, schlägt wie ein Blitz ein,
zerstört ein Norm-geordnetes und Norm-orientiertes Leben, unvorbereitet wird
man getroffen von der Konfrontation mit Nicht-Norm, der Normalabweichung: die
Krise ist ausgelöst, der Betroffene befindet sich in panischer Angst vor dem
Unbekannten, vor dem noch ungeordneten, noch unbestimmten Umgang damit,
automatisch greift er auf erlernte Reaktionsmuster zurück, wehrt sich, baut
Verteidigungsburgen, initiiert rationale Rituale, tut alles und unterlässt
nichts, den Krisenauslöser zu verdrängen: dieser kann nicht existent werden,
weil er nicht existent sein darf, der Betroffene kann ihn noch nicht ertragen
und erkämpft Freiraum durch die unaufhaltsame Kreation von Abwehrmechanismen.
Der Volksmund kennzeichnet das Verdrängungsergebnis sprichwörtlich: „Was ich
nicht weiß, macht mich nicht heiß.“
Allen Betroffenen gemein ist das Hauptmerkmal der
‚implizierten Leugnung‘. Am treffendsten für diesen Schwebezustand des
Umkreisens der Krise in impliziter Leugnung dürfte die Bezeichnung dieses
Zustandes als ‚Ungewissheit‘ sein. Kübler-Ross nennt ihn
‚Nicht-wahrhaben-wollen und Isolierung‘. Das ‚Nichtwollen wäre aber ein
bewusster Vorgang, demgegenüber der Begriff offen lässt, ob es sich um einen
bewussten oder unbewussten Zustand bzw. ein noch nicht Erkennen-können
oder eine Verdrängung der Krise als
implizite Leugnung handelt. Auf der Ausdrucksebene wäre diese psychische
Zustandsbefindlichkeit Ungewissheit der Frage „Was ist eigentlich los …?“
zuzuordnen. Dem gesprächsanalytisch Geschulten wird deutlich, dass sich hinter
dem ‚eigentlich‘ bereits das ‚uneigentlich‘ uneingestanden Mitgedacht schon
verbirgt, also die Anerkennung der Krise schon latente Gewissheit wird.
Für die Prozessbegleitung ist es hilfreich, die
Spiralphase 1 als Eingangs- oder Erkennungsphase noch genauer zu
differenzieren. Es lassen sich drei typische Zwischenphasen feststellen, die
naturgemäss sowohl einander ablösen wie neben- und miteinander existieren
können und von unterschiedlich langer Dauer sind.
„Was soll das schon bedeuten …?“, es muss ja nicht
immer gleich das Schlimmste angenommen werden, so wird leichtfertig und
bagatellisierend jeder aufkommende Zweifel für nichtig erklärt, und das
unbefangene Noch-nicht-Wissen verschafft sich Raum als Unwissenheit (1.1), sie
ist als 1. Zwischenphase der Start in die Ungewissheit (1). Schon sehr bald
aber muss diese naive Unwissenheit weichen; angesichts sich mehrender Zeichen,
unübersehbar werdender Signale und veränderter Reaktionsweisen der Umwelt
bündeln sich die Indizien zu belastenden Fakten.
1.3.1.2 Zwischenphase 1.2: Unsicherheit
„Hat das doch etwas zu bedeuten …?“, die Unwissenheit
weicht der Unsicherheit (1.2). Kennzeichnend dafür ist einerseits, dass die
aufkommenden Zweifel nicht mehr negiert werden können, und andererseits, dass
die psychisch unstabile Gefühlslage verhindert, den Tatbestand erkennen zu
können; es braucht viel Zeit, die Realität akzeptieren zu lernen. Unsicherheit
bedeutet spannungsgeladene Ambivalenz, erhöhten Sensibilisierungsgrad, wie bei
einem Seismographen wird scheinbar alles registriert, gezielter, viel zu
gezielt und darum überspitzt, keinesfalls sachangemessen, wird unaufhaltsam die
Frage nach Gewissheit, nach der absoluten Wahrheit gestellt, werden Vergleiche
gezogen, Erklärungsversuche erwogen, letztlich nur zu dem einen Zweck: Die
Zwischenphase Unsicherheit (1.2) abzuleugnen, „Nein, das hat doch nichts zu
bedeuten!“ zurück zur Zwischenphase Unwissenheit (1.1) als Bestätigung für die
Rechtfertigung der weniger bedenklichen Unwissenheit „Was soll das schon
bedeuten? …“
Die Ambivalenz der Spannungslage wird entscheidend
mitgeprägt durch den sozialen Kontext. Oft existiert in dieser Zwischenphase
schon ein Wissender, der Arzt, die Mitpatienten im Unterschied zu dem noch
nicht wissenden Betroffenen. Das schafft ein verändertes Klima, ein anderes
Bezugssystem, der Wissende trägt Verantwortung, stellt mit seinem Verhalten die
Weichen für das zukünftige Vertrauens- oder Misstrauens-Verhältnis. Fest steht,
dass immer das Wissen des einen in seine Beziehung zu dem nichtwissenden
Betroffenen hineinspielt und den Prozess des Erkennens stark beeinflusst.
Kennzeichnend ist außerdem, dass keinesfalls , wie rational zu vermuten wäre,
aus dieser wachsenden Unsicherheit die Fähigkeit wächst, die Gewissheit anzunehmen,
sondern umgekehrt, nur emotional erklärbar, verstärkt sich noch angesichts der
Bedrohung in der Unsicherheit die massive Verteidigung, sie ist Indiz für den
Beginn der Zwischenphase 1.3.
1.3.1.3 Zwischenphase 1.3: Unannehmbarkeit
„Das muss doch ein Irrtum sein …?“, bezeichnet als
Unannehmbarkeit (1.3). Es häufen sich jetzt die aktiven Versuche, die drohende
Gewißheit abzuwehren. Weiteres Kennzeichen für die Unannehmbarkeit (1.3) ist
die selektive Wahrnehmung, sie sieht nur das, was der beruhigenden Ungewissheit
(1.1) Nahrung gibt, sie übersieht alles, was Zweifel verstärkt. Stärker noch
werden die etwa auftauchenden Zweifel, der Unmut aktiv bekämpft. Unablässig
wird versucht, sich und andere gewaltsam davon zu überzeugen, dass im Rückgriff
auf Unwissenheit (1.1) „Was hat das schon zu sagen …!“ doch alles eigentlich in
Ordnung ist. (…)
Diese Zwischenphase (1.3) ist der letzte Versuch, auf
Fluchtwegen der Wahrheitsgewissheit zu entfliehen. Am Ende dieser drei
Zwischenphasen steht als Abschluss der Gesamtphase Ungewissheit (1) der
unausgesprochene Wunsch nach erlösender Gewissheit (2), der der unerträglichen
Spannung ein Ende bereitet.
Vorgreifend hinzuweisen ist schon an dieser Stelle
darauf, dass bei fehlender Prozessbegleitung die Wahrheits-Entdeckung
unverhältnismäßig lange herausgeschoben wird; sie findet als eine dosierte
Wahrheitsvermittlung im Sinne eines zur Sprache Bringens des Uneigentlichen,
schon latent Vorhandenen gar nicht erst statt. Es wird aber sichtbar, dass
diese Erkennungs- oder Einleitungsphase prägend für den gesamten Verlauf der
Krisenverarbeitung ist. Durch angemessene Prozessbegleitung werden hier die
Weichen gestellt, um einen Abbruch der Krisenverarbeitung mit Tendenz zur
sozialen Isolation zu verhindern bzw. es wird durch sie die Eröffnung des
Lernprozesses mit Aussicht auf soziale Integration ausgelöst.
1.3.2. Spiralphase 2: Gewissheit
Schon sich ankündigend folgt auf die Ungewissheit (1)
die unabweisbare Gewissheit als Phase 2, gefühlsmäßig artikuliert als „Ja, aber
das kann ja gar nicht …?“ Es klingt wie eine verneinende Bejahung und sieht
nach Fortsetzung der impliziten Leugnung aus, beides trifft zu! Der Volksmund
sagt: „Man kann nicht lange in die Sonne blicken“, und „Wir können dem Tod
nicht immer ins Auge blicken.“ Auch der Mensch, der seine Krise erkannt hat,
muss ab und zu doch leugnen, um das Leben überhaupt fortsetzend zu können.
Rational und im Prinzip sind die Betroffenen bereit, die ungeteilte Wahrheit zu
erkennen, aber emotional und faktisch leben sie weiterhin von der Hoffnung
wider alle Hoffnung, dass sich die Voraussetzungen als unrichtig, irrtümlich
herausstellen werden. Diese Ambivalenz „Ja, aber …?“ schiebt sich wie ein
Puffer je nach Bedarf zwischen den Betroffenen und sein Erschrecken über die
Diagnose, er gewinnt eine Pufferzone, einen Freiraum, in dem er sich wieder
fangen, auffangen und wieder neu anfangen kann, um seinen Verteidigungsweg
fortzusetzen.
Trotzdem ist jedes Gespräch über die reale Situation
angesichts der unabweisbaren Gewissheit eine klärende Hilfe, weil es eine
verarbeitende Verbindung der rationalen Erkenntnis und der emotionalen
Befindlichkeit aufbaut, entscheidende Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft
des Betroffenen selbst: Er muss das Signal geben, darüber klärend sprechen wollen:
nur so ist die eigene Entdeckung der Wahrheit möglich, oder es kann die
dosierte fremde Vermittlung der Wahrheit i.S. ‚von zur Sprache bringen‘
angenommen werden.
Die Frage nach der Wahrheit ist ja keine Frage nach der
objektiv richtigen Sachinformation, nach Grundsätzen oder Dogmen, ist auch kein
in sich abgeschlossenere einmaliger Nachrichten-Übermittlungs-Akt, sondern viel
komplexer ein Problem der Kommunikation, also eine Frage des Mediums zwischen
Kommunikator und Kommunikant, zwischen Sender und Empfänger, es ist die Frage
nach dem Beziehungsgeflecht, der symbiotischen Verbundenheit zwischen
Betroffenem und Nichtbetroffenem (Arzt, Fachkraft, Prozess-Begleiter). (…)
1.3.3 Spiralphase 3: Aggression
Auf diese primär ‚rational‘ und unter sozialer Außenkontrolle
‚fremdgesteuerten‘ Phasen der verleugnenden Ungewissheit (1) „Was ist
eigentlich los …?“ mit der noch weiterhin ableugnenden ambivalenten Gewissheit
(2), „Ja, aber …?“ folgen die primär ‚emotional‘ und ‚ungesteuerten‘ Phasen der
Gefühlsdurchbrüche und vitalen Gefühlsausbrüche.
Jetzt erst sickert die rationale Kopferkenntnis zur
emotionalen Herzerfahrung des Bewusstseins durch „ … es kommt mir erst jetzt
zum Bewusstsein!“, und in seinen Grundfesten zutiefst verletzt und erschüttert
schreit der so getroffene Betroffene: „Warum gerade ich …?“ Die Qual dieses
sich auswuchernden Bewusstseins ist von so starken Gefühlsstürmen überwältigt,
dass der Betroffenen entweder an ihnen zu ersticken glaubt oder auch erstickt,
indem er sie vernichtend gegen das eigene Selbst richtet, oder aber – im
günstigsten Fall – sie überquellend gegen seine Umwelt aus sich herausfließen
lässt. Dieser vulkanartige Ausbruch des Protests lässt sich am treffendsten mit
Aggression (3) verzeichnen. Tragisch daran ist, dass der eigentliche Gegenstand
der Aggression, der Krisenauslöser, nicht an-fassbar, nicht an-greifbar ist.
Demzufolge suchen sich die Aggressionen Ersatzobjekte, zur Zielscheibe kann
alles werden, was sich ihnen an-bietet.
So entlädt sich die Aggression für den Außenstehenden
ohne jeden sichtbaren Anlass in alle Richtungen und gegen alles und nichts. Wohin
der Betroffene auch blickt, überall findet er Anlass zum Protest bzw. zum
Anmelden von Ansprüchen. Ihm selbst unbewusst, sucht er nach Ventilen, an denen
er den emotionalen Überdruck ablassen kann, um so befreit von diesem überdruck
wieder selbstgesteuert handlungsfähig zu werden. Hier liegt der Beginn eines
neuen Teufelskreises.
So wie in der Phase Ungewissheit (1) oft das
frühzeitige Erkennen der Wissenden aus einem falsch verstandenen des
Betroffenen die Leugnung unangemessen verstärkt, führt in der Phase Aggression
(3) der falsch interpretierte Protest des Betroffenen, der als Ausbruch
persönlicher Abwehr, nicht aber als Ventil erlebt wird, zu einer falschen
Reaktion verstärkter Abwehr gerade gegen jenen schon Betroffenen. Dieser erhält
seinerseits unmittelbar den Beweis dafür geliefert, alle und alles sei gegen
ihn verbündet, und fühlt sich nun auch in der realen Situation im Stich
gelassen, verlassen und isoliert.
An dieser Phase wird besonders deutlich, welchen
Gefahren der Betroffenen ohne angemessene Prozessbegleitung ausgeliefert ist:
entweder das Ersticken an der Aggression als passive oder aktive
Selbstvernichtung, oder die durch falsche Interpretation der ausbrechenden
Aggression ausgelöste feindliche Rückmeldungen der Umwelt und dadurch die
Verstärkung der Isolation durch die Mechanismen des Teufelskreises, oder aber
drittens der Verzicht auf die Aggression aufgrund zu starker internalisierter
Kontrollinstanzen gegenüber negativen Gefühlen im Sinne absoluter
Normengültigkeit, als Beginn einer apathischen Resignation. Sehr deutlich wird
hier die fundamentale Bedeutung der Aggression als Einleitungsphase der
emotionalen Krisenverarbeitung im Gesamtprozessverlauf.
1.3.4 Spiralphase 4: Verhandlung
Die in der Aggression freigesetzten emotionalen Kräfte
drängen zur Tat. Es werden ungesteuert fast wahllos alle nur erdenklichen – zum
Teil sich wechselseitig aufhebenden – Maßnahmen eingeleitet, um aus der
Ohnmacht angesichts der ausweglosen Situation herauszukommen und ihrer mit
aller Macht Herr zu werden. Solche Strategien werden als „Abschaffungsversuche“
in unaufhaltsamer Folge produziert, sie könnten als solche die Phase
bezeichnen. Aber mehr noch als allein die Strategie zu entwickeln, wird auch ein
ständig ansteigender persönlicher Einsatz ins Spiel gebracht, es wird
gefeilscht, gehandelt, gemarktet. Abhängig von der jeweils bestehenden
wirtschaftlichen Lage und der Wertorientierung lassen sich zwei Richtungen
erkennen, die sowohl allein als auch – paradoxerweise, weil eben ungesteuert –
parallel eingeschlagen werden: das ‚Ärzte-Warenhaus‘ und die ‚Wunder-Wege‘. Das
Ärzte-Warenhaus bezeichnet die wahllose Konsultation von der ausländischen
Kapazität bis zum verstecktesten Heilpraktiker (Anderson hat das 1971
medical-shopping bezeichnet);es wird unter persönlichem Einsatz höchster, oft
die Familie in den Ruin treibender Kosteninvestitionen die Hoffnung um jeden
Preis eingekauft, um den Aufschub der Endgültigkeit der Diagnose zu verhandeln.
Gleicherweise werden alle Wunder-Wege beschritten, wie Wallfahrten nach Lourdes
– sie sind von 2/3 aller analysierten Biographen unternommen worden -, das
Lesen von Messen, die Handauflegungen im Gottesdienst, die Ablegung von
Gelübden, die Verschreibung des eigenen Lebens bzw. des gesamten Besitzes an
die Kirche o.ä. Einrichtungen, wohlgemerkt unter der einen unabdingbaren
Voraussetzung: „Wenn, dann muss aber …!“ (…)
1.3.5 Spiralphase 5: Depression
Es kann nicht ausbleiben, dass früher oder später alle
Verhandlungen, ob im Ärzte-Warenhaus oder auf Wunder-Wegen, zum Scheitern
verurteilt sind; der querschnittsgelähmte Unfallpatient kann seine gefühllosen
Beine nicht mehr verleugnen, und die Mutter des mongoloiden Kindes kann dessen
Verhalten und Gesichtsausdruck nicht mehr übersehen. Daran konnten weder
Leugnung (1), noch kognitive Gewissheit (2), noch Aggression (3), noch
Verhandlung (4) irgendetwas ändern. Die bisher nach außen gerichteten Emotionen
sind verausgabt und haben einem kraftlos nach innen gerichteten Verharren Platz
gemacht. Der Betroffene erlebt das Scheitern in den vorausgegangenen Phasen als
subjektives Versagen, ist hoffnungslos deprimiert und fällt in den tödlichen
Abgrund der Ausweglosigkeit, Verzweiflung, Resignation: „Wozu …, alles ist
sinnlos … ?“Er befindet sich in der Depression der Phase 5.
Aber Trauer und Tränen sind noch Sprache, sind Zeichen
von Erleben, Verletzt sein und Widerstand, von eben jenem passiven Widerstand.
Die ungesteuerten Emotionen der Erstarrung, des Protestes, des Feilschens weichen
dem Gefühl des schrecklichen Verlustes. Es wird jetzt nicht nur rational,
sondern auch emotional anerkannt, was nicht mehr da ist, es wird ihm abgesagt,
es wird verlassen, und es wird das erkannt, was noch da ist. Das Verlorene hat
so viele Gesichter: Es ist zum einen die Trauer über das, was schon verloren
ist, z.B. die funktionstüchtigen Beine, das ersehnte normale gesunder Kind, und
zum anderen die Trauer über das, was zukünftig droht, verloren zu gehen, z.B.
die Freunde, der Arbeitsplatz, die soziale Stellung, der Selbstwert als
vollgültiger Partner, als Mann oder Frau, das einmal erträumte Lebensziel …
Beide Arten der Depression, der ersten mehr rezeptiven über den bereits
erlittenen Verlust und der zweiten mehr antizipierenden über die zukünftig drohenden
Verluste ist gemeinsam das Los-lassen irrealer Hoffnungen, ein endgültiges
Abschiednehmen von der Verleugnung in der Utopie.
Das Verlassen und die Angst vor dem zukünftigen
Verlassen-Werden, das Aufgeben und die Angst vor dem androhenden Aufgegeben-Werden
sind ein letztes reaktives und aktiv vorbereitendes Loslassen aller nach außen
gerichteten kognitiven und emotionalen impliziten Leugnungsversuche irrealer
Hoffnungsutopien, begleitet von einer grenzenlosen Traurigkeit, sie dient der
sog. Trauerarbeit: sie dient der Vorbereitung auf die endgültige Annahme des
Schicksals, sie ist die Wendung zur Um-kehr, zur nach innen gerichteten
Ein-kehr, zur Begegnung mit sich selbst. Aus diesem Sich-selbst-Finden erwächst
jenes Selbstvergessen, in dem der zukunftsorientierte Anfang des dritten und
letzten Stadiums im Lernprozess Krisenverarbeitung beschlossen liegt: in der
selbstgesteuerten kognitiven und emotionalen Handlung als sichtbaren Ausdruck
angemessener sozialer Integration.
1.3.6 Spiralphase: Annahme
Die charakteristische Beschreibung für diesen Zustand
wäre die der Grenzsituation. Das Durchstehen, das Erleiden der Kampfphasen
gegen alles im rationalen und emotionalen Bereich hat kampflos gemacht, der
Betroffene befindet sich leer, wie befreit, fast willenlos und fast gefühlsleer
auf der Grenze:
Er hat seinen Verstand in alle Richtungen zu Ende
ausdenken lassen, er hat seinen Verlust über Gegenwärtiges und Zukünftiges
reagierend und antizipierend ausgetrauert, er ist am Ende seines Kampfes
angekommen, vorausgabt, leer, los und los-gelöst, wie er erlöst von allem, von
Leugnung, Aggression, Verhandlung, Depression, er ist endlich befreit, ist
wieder frei, wird offen! Im Offensein, im Selbst-bei-sich-Sein, wie im
Selbst-von-sich-los-Sein, wächst ‚es‘ aus ihm:
Es fällt ihm auf, dass er noch da ist, es rührt ihn an,
dass er nicht allein ist, es beeindruckt ihn, dass er sich seiner Sinne
bedienen kann, es macht ihn beschämt, dass er sein Denken und Fühlen, sein
vollgültiges Menschsein vergaß, es bricht über ihn herein eine Fülle von
Wahrnehmungen, Erlebnissen, Erfahrungen, die sich zur Erkenntnis verdichten:
„Ich erkenne jetzt erst …!“ Ich bin, ich kann, ich will, ich nehme mich an, ich
lebe jetzt mit meiner individuellen Eigenart. Die Phase 6 soll darum als Annahme
(6) bezeichnet werden. (…)
1.3.7 Spiralphase 7: Aktivität
Die Annahme der individuellen Eigenart, der
selbstgefasste Entschluss, mit ihr zu leben, setzt Kräfte frei, die bisher im
Kampf gegen sie zur Leugnung, Aggression, Verhandlung, Depression eingesetzt
wurden. Dieses Kräftepotential drängt zur Tat für ein keinesfalls kampfloses
Leben mit der individuellen Eigenart, inmitten dieser normierten und
normorientierten Gesellschaft zu handeln:
„Ich tue das …!“ ist das spontane Ausdrucksverhalten;
selbst-gesteuert unter vollem Einsatz der rationalen und emotionalen Fähigkeit,
eröffnet sie die aktionale Dimension der Handlungsrelevanz: die Phase 7 ist
somit die Aktivität. Die Lösung der Krise, das Los-sein von fremd- und
ungesteuerten Kognitionen und Emotionen, entfaltet sich zur selbstbestimmenden
Gestaltung unter Einsatz der Ich-,
Sozial- und Sach-Kompetenz mit dem ‚Was noch da ist!‘. Es wird erkannt, dass es
ja nicht entscheidend ist, was man hat, sondern was man aus dem, was man hat,
gestaltet! (…)
1.3.8 Spiralphase 8: Solidarität
Aus dieser Aktion (7) „Ich tue das …!“, aus dem Lossein
von Leugnung, Aggression, Verhandlung, Depression und dem Freisein zur Annahme
(6), zur Aktivität (7) erwächst irgendwann, jedenfalls bei entsprechender begleitender
Hilfe im Sinne von Prozessbegleitung, der Wunsch als Notwendigkeit, selbst
gesellschaftlich verantwortlich zu handeln. Der individuelle Bereich, die
individuelle Eigenart wird in ihrer Relation erkannt, sie rückt in den
Hintergrund, das gesamte gesellschaftliche Handlungsfeld wird vorrangig, tritt
in den Vordergrund des Bewusstwerdens und fordert zu gemeinsamen Handeln
heraus: Solidarität 8) ist die letzte Stufe des Lernprozesses
Krisenverarbeitung:
„Wir handeln …!“ Das ist der Ausdruck einer erfolgreichen
Krisenverarbeitung, einer angemessenen, sozialen Integration.
Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass diese
letzte Spiralphase Solidarität (8) nicht nur von wenigen Behinderten, sondern
auch nur selten von Nichtbehinderten erreicht wird. Zieht man Vergleiche
zwischen Krisenverarbeitung beim Behinderten und der Situation desjenigen, der
von einer unheilbaren Krankheit erfährt, die unausweichlich zum Tode führt,
erkennt man das gemeinsame Merkmal in der ausweglosen, aber realen
Unabwendbarkeit, das allen Existenzkrisen zugrunde liegt; es gibt am Ende keine
Lösung i.S. von sich lösen oder erlöst werden von der Last, sondern die einzig
mögliche Lösung besteht allein darin, nicht mehr im Widerstand gegen, sondern
in zustimmender Annahme mit dem scheinbar Unannehmbaren zu leben, und das nicht
nur passiv als Hinnahme, sondern aktiv als Annahme einer aufgegebenen oder
zugewiesenen Aufgabe, dies individuell einer aufgegebenen oder zugewiesenen
Aufgabe, die es individuell sowie solidarisch zu ‚gestalten‘ gilt, als
Herausforderung zum Lernen. Bereits an dieser Stelle soll im Vorgriff auf
spätere Ausführungen gesagt werden, dass diese Art von Gestaltung letztlich als
Glück, als Sinn erlebt werden kann. Als Ergebnis angemessener
Krisenverarbeitung zeichnet sich gerade die aus der Annahme erwachsende
Befähigung zur aktiven Gestaltung als jene Phase ab, die als soziale
Integration, als aktive Selbstverwirklichung inmitten dieser Gesellschaft
erlebt wird. Voraussetzung dafür ist die Prämisse: Keiner ist ohne Gaben und
jeder ein Teil des Ganzen, wobei das Ganze immer mehr als die Summe seiner
Teile ist.“
Anmerkung:
In der Vorbemerkung zur 2. Aufgabe schreibt Schuchardt
im Dezember 1982: „Auf bemerkenswerte Weise wird in diesem erweiterten
empirischen Feld das zentrale Ergebnis der Untersuchung erneut bestätigt: Mit
einer Behinderung bzw. einer Krise weiterzuleben ist ein langer Prozess, der im
günstigen Fall durch die dargestellten acht Spiralphasen zur sozialen
Integration führen kann, ein Prozess, in dem Menschen die Kraft finden, anders
zu sein, als heutige gesellschaftliche Ziele es vorgeben. In diesem eher
individuellen Bereich erweist sich die Wahrheit der These, die der Club of Rome
in seiner Studie für das Zusammenleben in den 8oer Jahren generell aufgestellt
hat: Unsere Zukunftschance besteht im Lernen, und zwar in der Herausforderung
zum Umlernen.“
Ich wünsche Ihnen einen kraftvollen, zuversichtlichen
und selbstbestimmten Weg durch die einzelnen Spiralphasen.
Gottes Segen,
herzliche Grüße
Ihre
Lilli Cremer-Altgeld
lillicremeraltgeld@t-online.de
PS 💌
Mein Bruder, der Restaurator Helmut Cremer, lebte vor den Toren von Erftstadt. Als unsere Mutter erkrankte, nahm er Mutter zu sich. Wir pflegten Mama gemeinsam. Und so lebte auch ich zeitweise viele Jahre lang in dieser schönen Region. Besonders in dieser schweren Zeit der Pflege und der Sorge waren mir die Erkenntnisse, die Analyse und die Handlungsempfehlungen von Erika Schuchardt von großer Bedeutung. Als ich jetzt das Hochwasser sah, die betroffenen Menschen, die ja wie meine Nachbarn von einst sind - die Zerstörungen durch das Wasser – griff ich fast automatisch wieder nach diesem Werk von Schuchardt und hätte mir gewünscht, das Werk wieder einmal vortragen zu können – und dann gemeinsam daraus Schlüsse zu erarbeiten, damit das Leben wieder gut ist. Nein. Besser werden möge.
Denn: Alle Menschen haben so unsagbar viele Begabungen, Ideen und Talente,
dass es wirklich schön wäre, wenn diese erweckt würden. Wenn die Welt sehen
könnte, was alles in Menschen steckt – und wie das aussehen kann, wenn diese
Begabungen frei fließen können. Ich habe erlebt, dass eine Frau im Rollstuhl –
von zwei Ärzten, mit denen ich gesprochen habe, als „totgeweiht“ bezeichnet
wurde. Durch Geduld, die Kunst einer Lehrerin von mir – aus Bad Münstereifel –
und durch die Geduld ihrer Familie – und einer kühnen Idee von mir an einem schönen
Sommertag in der Kölner Altstadt – stand diese Frau plötzlich auf. Zuerst auf ihren Sohn
und auf mich gestützt. Später ging sie mit zwei Stöcken und schließlich ohne
Stöcke. Sie hatte Hoffnung erlebt und war wieder gesund geworden. Oder: Eine
junge Auszubildende in einem Kölner Krankenhaus – als geistig verwirrt
angesehen – völlig unfähig und total unbegabt. Ja, gut. Niemand schien
bildungsferner zu sein als sie – aber nach Jahren des Fleißes, der
Selbstdisziplin und der Fortbildung hat sie das Abi geschafft, studiert und später
meine wissenschaftlichen Texte redigiert. Dass sie auch in Mathe hochbegabt ist, erfuhren wir erst viel später. Es gibt so viele Geschichten, die
erzählt werden könnten. So viel Leid, das unerkannt bleibt, aber gelindert
werden könnte. Wenn wir alle zusammen arbeiten würden.
Wir haben ALLES, was wir dazu brauchen. Wenn wir uns das bewusst machen – könnte vieles geschehen, was heute noch undenkbar erscheint. Mehr Demut. Mehr WIN-WIN. Mehr Courage! (Ich bin erblich belastet: John F. Kennedy hat ein Mitglied unserer Sippe, John Peter Altgeld, ehemaliger Gouverneur von Illinois/USA, in seinem Buch „Profiles in Courage“ wegen seines Mutes lobend erwähnt. Unser gemeinsamer Ur-Ahn, Simon Altgelt, wurde 1235 wegen Tapferkeit zum Ritter geschlagen – so mit Wappen, Burg und so ("Wahrheit, hoher Stand, Turnierfähigkeit") – siehe Stadtarchiv Siegen/Familienwappen. Mein Vater hat sich durch besonderen Mut ausgezeichnet. Furcht? Angst? Das waren Fremdwörter für ihn. Tja: Vielleicht erwarte ich zu viel Mut von meinen Mitmenschen? Verzeihung.)
Aber mal ehrlich. Auf welchen wake-up call müssen wir noch warten?
1 Hier: Prof. Dr. Horst Ruprecht, Hannover, Prof. Dr.
Horst Georg Pöhlmann, Osnabrück, Prof. Dr. Franz Pöggeler, Aachen.
2 Schuchardt, Erika:
Bd. 1. Biografische Erfahrung und wissenschaftliche Theorie:
mit Bibliographie der Biographien seit 1900: alphabetisch –
annotiert. 5. Aufl. – 1993
ISBN: 3-7815-1021-2
1993. Bad Heilbrunn/Obb.
S.94 ff
3 Eine Stimme zu diesem Buch – stellvertretend für
andere:
Prof. Dr. Horst Ruprecht, Hannover:
„ … Vor allem dürfte das von Frau Schuchardt
entwickelte Modell der Verarbeitung von Grenzsituationen weit über den
gemeinten Kontext hinaus bedeutsam sein: Nicht nur für alle Formen der
Behinderung, sondern auch für die Verarbeitung von Krankheit, Leid, Not und
existenziell bedrohliche Situationen halte ich das von ihr vorgelegte Modell
für das differenzierteste in der gesamten gegenwärtigen Diskussion …“
Zur Person:
Zur Person:
„Lilli Cremer-Altgeld, Markt- und Sozialforscherin,
gehört zu den führenden Business Coachs in Deutschland. Zu ihrem Kundenkreis
zählen Präsidenten, Bundesminister, Vorstandsmitglieder, Bundestagsabgeordnete
ebenso wie international bekannte Wissenschaftler/innen, Künstler/innen und
Sportcoachs/Olympiasieger.“
https://www.bildungsserver.de/innovationsportal/bildungplusartikel.html?artid=33
Der Deutsche Bildungsserver ist ein
Gemeinschaftsservice von Bund und Ländern. Sitz der koordinierenden
Geschäftsstelle des Deutschen Bildungsservers ist das DIPF | Leibniz-Institut
für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt am Main und Berlin.
Hochwasser-Links:
KRISE: DIE WISSENSCHAFTLERIN PROF. DR. SCHUCHARDT ZEIGT AUF, WIE OPTIMALES KRISENMANAGEMENT FUNKTIONIERT – SO, DASS MENSCHEN „GLÜCK“ ERLEBEN
KRISE: HIER SPENDEN MENSCHEN – AUS KIRCHEN, WISSENSCHAFT UND KULTUR: PERSÖNLICH TROST & MOTIVATION FÜR MENSCHEN IN KRISEN
KRISE: MIT DIESER METHODE (KOSTENFREI) AUS DEN USA KANN JEDER MENSCH SEIN LEBEN SELBST OPTIMIEREN – LEICHT, SICHER UND EINFACH: BESONDERE WÜNSCHE UND KÜHNE ZIELE ERREICHEN
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